Hallenbadgespräche

Da stehen die 3 Männer mitten im Hallenbad, alle dürfen um dieses Trüppchen herumschwimmen. Der eine erinnert mich vom Aussehen an Franz Josef Strauß, zumindest ist er ähnlich laut und barsch. Sie erörtern die Weltlage im Allgemeinen und besonderen. Es beginnt mit Julian Nagelsman, Fußballweisheiten werden ausgetauscht, die ganze Nation ist halt ein Trainer. Wandert dann über Sarah Wagenknecht zu Angela Merkel und Franz Walter Steinmeier. Irgendwie gelangen sie von dort zur Korruption in der Politik. Keine Ahnung welche Assoziationen da unterwegs waren. Ab und zu schwimmt einer der Truppe eine Runde, um dann zurückzukehren und nahtlos in das aktuelle Thema einzusteigen. Alle wirken sehr zufrieden mit ihrem Austausch. Ja, ich erwische sie später im Foyer des Hallenbades, wo die Diskussion fortgesetzt wird. Wir alle kommen in den Genuss ihre Ansichten kennenzulernen, ob wir wollen oder nicht.

Ach Jungs, was für ein schöner Morgen für euch , gut, dass ihr mal darüber geredet habt ….

Afrika

Mit einem Mal ist sie wieder da, die Erinnerung an dieses Gospelkonzert vor 22 Jahren. Es war der Geburtstag unserer Tochter, 8 Jahre wurde sie damals. Das Konzert begann mit einem afrikanischen Trommler, der sich vom Kircheneingang zum Altar trommelte. Auf unserer Höhe blieb er stehen und da stand dann dieses kleine blonde Mädchen und der dunkelhäutige Mann und schauten sich an. Der Moment hatte etwas magisches. Unsere Tochter behauptete hinterher, er habe nur für sie getrommelt….

Im Nachhinein kommt er mir vor, wie der Beginn, das Vorzeichen einer ganz besonderen Beziehung. Bekam die Magie dieses Momentes noch eine ganz andere Bedeutung.

Viele, viele Jahre später hat dieses kleine blonde Mädchen sein Praxissemester in Ghana gemacht, ein neues Zuhause in diesem Land gefunden, hat einen ghanaischen Mann geheiratet und in der Flüchtlingsberatung von einer nigerianischen Frau den Satz zu hören bekommen „Eigentlich bist du schwarz in deinem Herzen!“ Vielleicht war das schon damals spürbar…..

Ostern

Ostern, das höchste christliche Fest und für die Kinder, die Zeit, in der Osterhase kommt. Meine 5-jährige Enkeltocher hat mir diese Woche erklärt, dass zu uns der Osterhase ja nicht kommt, weil wir keine Kinder haben. Meine Bemerkung, dass ich ja drei KInder habe, löste erst Erstaunen und dann die Bemerkung:"Aber die sind ja schon groß" aus. Heißt also, dass der Osterhase offfensichtlich nur kleine Kinder beglückt. Vielleicht muss man einfach nur daran glauben, dass er kommt. Ich war in dem Alter fest davon überzeugt, dass der Osterhase nur in den Garten meines Großvaters kam, den dort hatte ich ihn schließlich schon einmal gesehen.
In diesem Sinne: Frohe Ostern

 

Agressivität

Da steht diese Frau vor mir am Messestand, auf der Suche nach einer Heilpraktikerin (Psychotherapie). Sie wird von heftigen Kieferschmerzen auf der linken Seite geplagt, für die bislang kein Arzt einen Grund finden konnte.  Meine Idee dazu: Kiefer/Zähne stehen für Durchsetzung, Aggressivität. Brennende Schmerzen sind ein Widder Thema, also auch durchsetzen der eigenen Interessen,  linke Seite steht für Gefühle, Ich frage sie, wie es denn um ihre Aggressivität bestellt ist. Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Ich bin überhaupt nicht aggressiv!“ Ja klar, hatte ich jetzt nicht anders erwartet. Viele Menschen leugnen ihre Wut, ihre Aggressivität, weil das so anerzogen wurde, gesellschaftlich nicht akzeptiert wird. Dabei haben wir alle eine ganz natürliche Aggressivität, die uns befähigt im Leben voran zu schreiten. Schließlich bedeutet aggredere im   lateinischen einfach nur „aufgehen zu“. Leugnen wir sie, leben wir sie nicht auf eine gesunde Weise, zeigt sie sich an anderer Stelle, z.B. im schmerzenden Kiefer. Ich habe der Guten ein Selbstbehauptungstraining bei Gaby Bothe empfohlen, damit sie in ihre Kraft kommt, eine Möglichkeit findet, sich selbst zu behaupten. Ob sie hingeht ?????

Service

Manchmal kann man einfach nur in die Tischkante beißen. Ich habe versucht ein rollstuhlgerechtes Hotelzimmer zu buchen über Booking.com. Dort kann man das Angebot filtern und sich barrierefreie Unterkünfte anzeigen lassen. Gesagt, getan, Hotelzimmer gefunden. Es war eine Telefonnummer angegeben mit der Bitte, dort seine Ankunftszeit kundzutun. Etwas irritiert habe ich den Hinweis gelesen, dass das Zimmer in der 1. Etage liegt. Ehrlicherweise sah das Haus auf dem Foto nicht so aus, als hätte es einen Fahrstuhl. Beim Gespräch habe ich also nachgefragt, ob es möglich sei, mit dem Rollstuhl zu kommen. Die Antwort war „Nein“, das Zimmer läge leider in der 1. Etage ohne Fahrstuhl. Gefühl war also richtig. Aber bitte, was ist das denn für ein Service? Hätte ich nicht nachgefragt, hätten wir am Anreisetermin dagestanden und das Zimmer nicht nutzen können. Wie kann solch ein Zimmer auf der Angebotsliste für barrierefreie Zimmer stehen? Natürlich kann man nicht einfach eine Beschwerdemail an Booking.com schicken. Wäre ja auch zu einfach und irgendwie lästig, Kundenbeschwerden auch noch entgegen nehmen zu müssen. Ich stehe dann immer da und denke „Oh Herr, lass Hirn regnen!“ Guter Service geht auf jeden Fall anders.

Krieg

Da kommt heute in den Wirtschaftsnachrichten, dass die Firma Rheinmetall den höchsten Gewinn ihrer Geschichte in 2022 einfgefahren hat. Das ganze wird positiv dargestellt. Unglaublich. Da verdient eine Firma Geld damit Waffen herzustellen, die andere Menschen umbringen. Waffen mit denen Kriege erst möglich werden. Verantwortlich für großes Elend. Ja, ich kenne die Argunmente, die da sagen, dass diese Firma selbst ja niemanden umbringt. Falsch gedacht. Würden sie keine Waffen prouzieren, könnte überhaupt kein Krieg geführt werden. Sie sind verantwortlich und sollten zur Rechenschaft gezogen werden, statt abzusahnen. Es ist höchste Zeit umzudenken und das Übel im Keim zu ersticken.

Nachbar

Da ist dieser neue Nachbar. Seit Anfang Dezember wohnt er im Haus, zurückgezogen. Ich hatte ihn noch nicht gesehen. Letzte Woche treffe ich ihn beim Verlassen des Hauses. Ganz ehrlich? Meine Erwartung war, dass er stehen bleibt und ein paar Worte wechselt. Zum Beispiel: "Guten Tag, wir haben uns ja noch nicht gesehen, darf ich mich vorstellen" Leider wurde diese Erwartung so gar nicht erfüllt. Mein freundliches "Guten Tag" ließ ihn erstarren und ein abweisendes "Tag" knurren.

Ich frage mich in solchen Momenten immer, ob diese Menschen als Erziehung stattfand draußen vor der Tür gestanden haben. Oder hat es ihnen niemand beigebracht, entspannt und freundlich Kontakt aufzunehmen?

Egal wie, für mich ist so ein Verhalten ein No Go. Mal sehen wie es weitergeht, ob ich Lust habe ihn zu schocken und die Frage zu stellen, die er nicht gestellt hat oder ob ich ihn links liegen lasse.... Vermutlich letzteres, er hat seine Chance gehabt.

Verstand und Gefühl

Da gibt es in Krisenmomenten diese unterschiedlichen Typen. Diejenigen, die da Gegenüber einhüllen in einen Mantel aus Mitgefühl und diejenigen, die nach Lösungen suchen. Wenn sie aufeinander treffen,  scheint das irgendwie unvereinbar zu sein. Denn natürlich gilt das auch für das Gegenüber. Da ist der oder die eine, die in ihrem Kummer Mitgefühl erwarten , nur in den Arm genommen werden wollen und da sind die anderen, die es nicht leiden können, bemitleidet zu werden. Die sich nicht ernst genommen fühlen, wenn ihnen nur Mitgefühl präsentiert wird.

Gut ist , wenn die Beteiligten über die jeweilig unterschiedlichen Bedürfnisse wissen, heißt aber nicht, dass es im Krisenfall nicht zu wechselseitigen Enttäuschungen kommen kann.

Ich glaube, dass beide voneinander profitieren, auch wenn ihnen das nicht bewusst ist. Da ist der Mensch, der sich gerne in Gefühlen verliert, von ihnen überrollt wird. Er kann sich am nüchtern Menschen orientieren, wird vielleicht aus seinem Kummer herausgeholt, auch wenn ihm das in diesen Momenten nicht sofort gefällt. Und da ist die Nüchterne, die ab und zu gerne ihre Gefühle ignoriert und es nicht mag, sich damit zu beschäftigen. Ihr tut es gut, jemanden zu haben, der dann genau dorthin schaut. Wunderbar, dass wir alle unterschiedlich sind und von einander lernen und profitieren können.

Eltern

Noch einmal über den VHS Kurs. Die Eltern schilderten die unterschiedlichsten Probleme, bis hin zu Schulverweigerung. Schilderten Dinge, die alle nicht funktionierten. Ich saß da, lauschte geduldig und frage mich, ob nicht eine der Ursachen darin lag, dass die Eltern nicht klar genug waren. Ehrlicherweise sind uns mit unseren Kindern solche Aktionen nicht passiert. Nein, die haben auch nicht immer sofort das gemacht, was wir uns so vorgestellt hatten, aber es gab bestimmte Dinge, die waren offensichtlich nicht verhandelbar. Da ist in den Kindern gar nicht die Idee entstanden, das auszuprobieren. Schule schwänzen gehörte z.B. dazu. Ja, es ist gut den Kindern zuzuhören, sie ihren eigenen Weg finden zu lassen, aber es ist auch gut den Rahmen vorzugeben, in dem das passieren darf. Dieser Rahmen darf weit gesteckt sein, steht aber nicht zur Disposition. Ich glaube, je deutlicher und klarer dieser Rahmen ist, umso besser für die lieben Kleinen. Das hilft sich zu orientieren, bietet Sicherheit. Also leibe Eltern, nicht immer ist diskutieren das Mittel der Wahl.

Hochsensible Kinder

Da sitze ich im Kurs in der VHS, spreche über hochsensible Kinder und ihre Bedürfnisse. Einige Eltern sind da mit all ihren Schwierigkeiten rund um das Thema. Immer wieder fällt der Satz: “Das System müsste…“ Ja, das System müsste eigentlich, eigentlich ganz anders sein in Schule und Kindergarten. Ist es aber bedauerlicherweise nicht. Und aller Voraussicht nach, wird es sich auch nicht so schnell ändern. Und weil es das nicht ist, bleibt den betroffenen Eltern leider nichts anderes übrig als wieder und wieder mit dem Lehrpersonal und den Verantwortlichen im Kindergarten zu sprechen. Die Bedürfnisse der Kinder zu erklären und Kompromisse auszuhandeln, die für alle erträglich sind. Das ist mühsam und anstrengend und macht nicht wirklich Spaß. Die Kinder darin zu schulen, eigene Wege zu finden, die ihnen helfen mit der Überreizung rund um sie herum fertig zu werden. Gut, wenn sie das lernen, denn später im Berufsleben werden sie leider auch wieder und wieder in Situationen geraten, in denen ihnen alles zu viel ist. Zu viele Menschen an einer Stelle, zu laut, zu hell oder zu viele Gerüche. Da hilft dann nur gut auf sich aufzupassen und im Zweifelsfall die Situation verlassen.

Lebens Codes

Im Buch "Die LebensCodes" habe ich den Satz gefunden: "Wissen in Worten ist nur der Schatten des wortlosen Wissens." Was für ein Satz. Den darf man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Wortloses Wissen, dem kann ich nur zustimmen. Ich kenne dieses wortlose Wissen nur zu gut. Ein innewohnendes Wissen, Verständnis, Erkenntnis, die nicht sprechbar ist. Worte, die eine nicht sprechbare Erkenntnis vermitteln.

Wenn nun Worte nur der Schatten dieses Wissens, dann ist das, was sichtbar ist offensichtlich größer oder kleiner oder verzerrter als das eigentliche Wissen. Und es liegt im Dunkeln. Denn Schatten ist der nicht oder nur wenig beleuchtete Raum hinter einem undurchsichtigen Körper. Was sagt uns das? Können wir uns auf Worte verlassen? Unsere eigenen Worte und die Worte anderer? Oder gilt es nicht viel mehr darum, das nicht Gesagte hinter den gesprochenen Worten zu erspüren? Spannender Aspekt..

Inklusion

Da ist er dieser junge Mann, den ich so sehr bewundere. Für sein Engagement, seinen Mut, seine gute Laune, sein Kraft ein Leben trotz Handicap gut zu meistern. Bereit zu sein, alles auszuprobieren, was sich ihm bietet. Und jetzt, jetzt sitzt er da und spricht über seinen Frust, seine Enttäuschung, spricht darüber, dass ihn die Kraft verlässt wieder und wieder gegen Hürden anzurennen, das Thema Inklusion auf den Weg zu bringen. Spricht über seine Müdigkeit, die vielleicht schon eine Depression ist. Ich höre zu, verstehe ihn gut und habe gerade keine Idee, was ich tun kann, außer an einem Punkt den Finger in die Wunde zu legen und den Beteiligten das Defizit schriftlich aufzuzeigen. Es hat nicht viel gebracht, der Antwortbrief zeigte, dass man das Problem nicht sieht oder sehen will.
Es wird Zeit Menschen mit Handicap auf Augenhöhe zu begegnen. Ist eigentlich nicht so schwer.

 

Wahrnehmung

Diese Woche haben wir beim Lernhaus Treffen zum Thema Wahrnehmung gearbeitet. Es begann mit einer upside down Weltkarte, die ganz neue Perspektiven eröffnete. Es ging weiter über die Definition der Rollen, die wir im Lebens haben und unsere Eigenschaften. Wir wurden aufgefordert diese an einem Eisberg Modell anzukleben im Bereich sichtbar und unsichtbar. Es entbrannten Diskussionen darüber, was denn nun sichtbar ist und was unsichtbar ist. Für mich waren offensichtlich viel mehr Dinge sichtbar als für die anderen. Zum Beispiel bezeichnete sich eine Person als offen und klebte diese Eigenschaft bei sichtbar an. Die meisten anderen waren der Meinung, das sei nicht sichtbar. Mein Argument, so etwas könne man an Mimik und Körperhaltung erkennen und ich könne sehen, dass diese Person offen sei, irritierte. Es kam die Aussage: Ja, wenn man psychologisch geschult sei…

Ich weiß nicht, ist das wirklich der Grund ist oder ob es einfach Menschen mit mehr Gespür als andere gibt?

Ich wurde jedenfalls mal wieder darin bestärkt, dass meine Wahrnehmung anders ist als die vieler anderer. 

Lichthupe

Manchmal werde ich bockig wie ein kleines Kind. Immer dann, wenn fremde Menschen versuchen mir ihr Weltbild aufzuzwingen. Das kann in ganz banalen Situationen passieren.

Es ist 16 Uhr, definitiv noch nicht dämmerig draußen, aber kurz davor dämmerig zu werden. Ich fahre mit dem Auto. Da kommt mir ein Fahrzeug entgegen und macht Lichthupe, auf meiner Höhe dann Lichthupe mehrmals. Vermutlich will er mir signalisieren, dass ich gefälligst auch Licht anzumachen habe. (Wie offensichtlich alle anderen Autos auch)

In solchen Momenten werde ich bockig und mache es dann gerade nicht. Jetzt in diesem Moment sowieso nicht, weil es für mich noch keinen Grund gab. Es war hell genug.

Ich frage mich dann immer, was diese Menschen antreibt, andere auf vermeintliche Fehler aufmerksam zu machen. Wenn tatsächlich Gefahr droht, ist es ja okay und sinnvoll. Aber in Momenten, in denen es lediglich darum geht, den anderen zu veranlassen, mein Verhalten zu übernehmen? Was soll das? Da entsteht in mir das Gefühl von Besserwisserei, irgendwie Blockwartmentalität. Und dann streike ich, tue es gerade nicht.

Bei entgegenkommenden Autofahrern kann man ja leider nicht diskutieren …..

Geldscheine

Es wird immer dann schwierig, wenn man selbst so ganz spezielle Vorstellungen hat, wie etwas laufen soll.

Als ehemalige Kassiererin in einer Bank habe ich jahrelang trainiert, Geldscheine so zu stapeln, dass alle in die gleiche Richtung zeigen. Das scheint aus der Mode gekommen zu sein. Ich bin jedes Mal wieder irritiert, wenn Scheine unsortiert aus dem Geldautomaten kommen. Achtet da keiner beim Füllen drauf?

Apropos Geldautomat. Da gibt es diese alten Schätzchen, die erstens unglaublich langsam arbeiten und zweitens einem nicht die Chance bieten, die Scheine zu wählen. Ich bin dann jedes Mal verärgert. Ich will keine 50 EUR Schein haben. Irgendwie ist es mir peinlich, kleine Beträge mit großen Scheinen zu bezahlen. Ich versuche immer den Betrag möglichst genau zu bezahlen. Deshalb habe ich auch meistens wenig Kleingeld im Portemonnaie. Ach ja, vermutlich unnötig zu erwähnen, dass ich eher mit Bargeld als mit Karte bezahle.

Ich weiß nicht, vielleicht ist das ein Tick, vielleicht ist das einfach nur altmodisch, irgendwie aus der Zeit gefallen. Egal , liebe Banken, es würde mich sehr freuen, wenn ihr euere Geldautomaten auf Vordermann bringen würdet…

Jahreswechsel

Das Jahr geht zu Ende. Viele Menschen nutzen diesen Zeitpunkt, um Rückschau zu halten, gute Vorsätze zu fassen. So als würde sich die Welt ab dem 1. des neuen Jahres andersherum drehen. Tut sie natürlich nicht. Hat sie noch nie getan. Heißt, sämtliche Vorsätze, die ich fasse, kann ich sofort, heute umsetzen oder an jedem andren x-beliebigen Tag des Jahres. Sicherlich kann ich diesen Moment nutzen, um mich aktiv von all den Ereignissen des vergangenen Jahres zu verabschieden. Einen Schlussstrich zu ziehen unter all das, das mir nicht gut getan hat, mit dem ich vielleicht noch ein bisschen hadere. Freundschaften, die zerbrochen sind, unangenehme Erfahrungen, die ich gemacht habe oder Zeitgenossen, die mich ziemlich genervt haben. All das bewusst ins Museum meiner Lebensgeschichte stellen, damit ich es mir in Zukunft ohne emotionale Beteiligung in einer Glasvitrine anschauen kann., denn es gehört zu meinem Leben und ich kann es nicht ungeschehen machen.

Ich wünsche allen, dass dieser Prozess gut gelingt und das Jahr 2023 für jeden frei und unbelastet starten kann.

Kraft

Kraft, viele Menschen beklagen sich, dass sie wenig oder keine Kraft mehr haben.
Ich bin dann immer etwas verwundert. Keine Kraft mehr zu haben, beinhaltet ja die Vorstellung, selbst ein bestimmtes Energiereserevoir zu haben, dass dann irgendwann aufgebraucht ist.
Ich selbst habe da so eine ganz andere Vorstellung. Die Kraft ist nicht in mir, sondern sie fließt durch mich durch. Irgendwie habe ich das Bild mit einer Nabelschnur verbunden mit der "Quelle" zu sein. Durch diese Schnur fließt alles, was ich brauche. Unerschöpflich, ich muss es nur fließen lassen. Okay, das gelingt mal besser und mal etwas schlechter. Aber es gelingt immer.
Ich wünsche allen kraftvolle Weihnachten, voller Licht und Liebe

 

Synästhesie

Diese Woche lebhafte Diskussion im Synästhesie Forum. Ich glaube alle Nicht-Synnies können da nur die Augen verdrehen. Das liest sich dann so:  "die 15 ist männlich, grün rechthaberisch und ein ziemlicher Hitzkopf. Ich könnte nie 15 Rouladen bestellen... 😉... da passen Wort und Zahl gar nicht zusammen, das R und das u lassen das Wort in weinrot erscheinen und harmonieren perfekt mit der 6 , also 16 Rouladen.“

Ich kann das so gut nachvollziehen, selbst wenn meine 15 nicht grün ist. Aber rechthaberisch ist sie und sie passt definitiv nicht zum runden Wort "Rouladen ".

Da gibt Worte und Zahlen in verschiedenen Farben und mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften. Sie führen ihr Eigenleben und manche passen gut und andere überhaupt nicht zusammen. Das hört sich jetzt vielleicht kompliziert an, aber für uns Synästhetiker ist es Alltag und wir nehmen es nicht als Besonderheit wahr. Mir hilft es auf jeden Fall, mir Dinge besser merken zu können. Ich frage mich oft, welche Konsequenzen das eigentlich hat, dass es in unserer Welt so komplett anders aussieht. 🤔 Führt das dazu, dass wir anders denken? Vermutlich. Wir können Räume betreten, die anderen verschlossen sind. Haben eine andere Wahrnehmung. Schließlich erhalten wir mehr Informationen. Ein Parfüm, dass nicht nur gut riecht, sondern auch noch orange und rund daher kommt, hat einfach mehr zu bieten.

Auf jeden Fall ist es immer wieder spannend, sich mit anderen Synnies über die Wahrnehmung auszutauschen und festzustellen, dass auf jeden Fall nicht alle dasselbe wahrnehmen.

Die Welt ist bunt.

Scheinbar

Immer wieder gab es in meiner Familie Diskussionen mit Mann und Kindern um den richtigen Gebrauch der Wörter „Scheinbar“ und „Anscheinend“. Nach meiner Wahrnehmung wurden sie immer bunt durcheinander gewürfelt und selten richtig genutzt. Jedes Mal von mir korrigiert, was immer zu genervt irritierten, vor allen unverständlichen Reaktionen führte. „Wie, gibt es da einen Unterschied?“ Ja, meine Lieben. Es gibt einen Unterschied. Fängt schon damit an, dass scheinbar ein Adjektiv und anscheinend ein Adverb ist.

Der Duden sagt:

Mit anscheinend wird die Vermutung zum Ausdruck gebracht, dass etwas so ist, wie es erscheint: Augenscheinlich ist es so und nicht anders.

Scheinbar hingegen meint, dass etwas nur dem äußeren Erscheinungsbild nach, aber nicht in Wirklichkeit so ist: Der Eindruck trügt.

Mein Gefühl war, der eine Begriff ist irgendwie passiv und der andere aktiv. Außer mir scheinen aber nur wenige Menschen dieses Gefühl zu haben. Ich dagegen scheine da eine feine Antenne für den nur schwer erklärbaren Unterschied zu haben und so bleibt es anscheinend mein Schicksal, jedes Mal wieder stutzig werde und innerlich aufzuseufzen , wenn wieder einmal diese Begriffe falsch genutzt werden.

Buchung

Manchmal ist es zum Verzweifeln. Da versuche ich seit Tagen bei Eventim Tickets für ein Konzert zu bestellen. Natürlich für einen Rollstuhlfahrer. Keine Chance…. Der Kundenservice antwortet per Mail erst nach 1,5 Wochen. Teilt mir mit, dass es über Saalplanbuchung funktioniert. Leider ein Trugschluss, dort kann man keinen Rolli angeben. Die außerdem genannte Telefonnummer kannte ich schon und versuche ebenfalls seit 1.5 Wochen erfolglos darüber zu buchen. Diese Hotline leitet einen mit mehrfachem „Drücken Sie die 1,2 3“ durch ein Menü, um dann zu erklären, dass es zu viele Anrufe gibt und sie den Anruf nicht entgegennehmen können. Ginge das nicht sofort? Würde Zeit und Nerven sparen. Meine Güte, was für ein Kundenservice.

Völlig genervt versuche ich mein Glück bei einer Veranstaltung in der Lagerhalle in Osnabrück. Was soll ich sagen. Man kann Rolli Fahrer mit Begleitung buchen. Ich bin sprachlos. Das Leben kann so einfach sein.

Eng

Kennt ihr diese Menschen, die völlig unflexibel sind? Nicht in der Lage, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen?
Ich habe es schwer mit solchen Menschen, fühle mich ausgebremst. So als würde ich vor eine Wand donnern.
Manchmal schaffe ich es, gelassen und flexibel damit umzugehen. In Momenten, in denen auch ich mich nicht bewege, auf meiner Meinung beharre, wird es schwierig. Meistens werfen sie mir dann die Brocken vor die Füße und stürmen wütend davon. Ich bleibe zurück, aufgeregt, verwirrt, verärgert.
Mein Verstand sagt: "Gleiches Recht für alle. Jeder darf seine eigene Meinung haben." Mein Gefühl sagt: "Wie schade, es ist nicht gelungen, die Gemeinsamkeit herauszufinden"
Mir fällt es schwer, mich auf die Suche nach Gemeinsamkeit zu machen, wenn das Gegenüber keine Bereitschaft signalisiert, sich bewegen zu wollen. Wie geht es euch damit?

 

Hochbegabt

In den Schuhen des anderen gehen…., kriegen wir das hin?

Diese Woche Gespräch mit einer Freundin über ihren hochbegabten Sohn. Er ist 12 Jahre alt und hat schon 2x ohne Probleme eine Klasse übersprungen. Sie meinte, es sei schwer dem Rest der Welt klarzumachen, was es bedeutet solch ein Kind zu haben, einschließlich der Lehrer und Lehrerinnen. Das Kind ist mathematisch, naturwissenschaftlich interessiert, Sprachen interessieren ihn nicht wirklich. Heißt, er steht im Englischen 3, ohne einen Handschlag dafür zu tun. Die betreffende Lehrerin fragte, ob es wirklich eine gute Idee gewesen sei, ihn die Klasse überspringen zu lassen. So gut sei er ja nicht im Englischen. Nein, wird er vermutlich auch nie werden, weil es ihm am Hintern vorbei geht. Aber, sollte es erforderlich wird, wird er später ohne Probleme ein Studium auf Englisch erfolgreich abschließen. Kosten Nutzen Abwägung nennt man das und das beherrschen diese Kinder richtig gut. Auh die Anmerkung, dass er ja dann ganz viel nachholen müsse, trifft es nicht wirklich. Er steigt einfach in die Klasse ein und macht da weiter, wo die anderen schon sind.

Genauso die Bemerkung von netten Menschen, dass dieses Kind aber doch dringend mal Fußball spielen müsse und mit anderen Kindern zusammen sein müssen, trifft das Problem nicht wirklich. Nein, er muss nicht Fußball spielen und er hat einfach die Schwierigkeit, dass gleichaltrige Kinder für ihn langweilig sind, weil er sich für komplett andere Sachen interessiert.

Gut wäre es einfach mal interessiert nachzufragen, wie das Leben dieses Kindes aussieht und sich kategorisch mit gut gemeinten Ratschlägen zurückzuhalten. Wir alle dürfen das immer wieder üben.

Lernhaus - die Zweite

Diese Woche wieder Lernhaus- Treffen. Wir machen weiter mit Biografie-Arbeit. Dieses Mal sollen wir alle eine Collage erstellen. Frage: „Wer bin ich geworden?“ und „Was ist mir wichtig“. Alle haben Zeitschriften mitgebracht, überwiegend sogenannte Frauenzeitschriften. Als erstes stelle ich fest, dass ich in diesen Exemplaren kaum Bilder finde, die zu mir und zu meinem Leben passen. Wundert mich jetzt irgendwie nicht. Nach endlosem Blättern werde ich dann in Reisprospekten, Zeitungsbeilagen und alternativen Zeitschriften fündig und gestalte meine Collage. Schon spannend, welche Gedanken einem bei dieser Tätigkeit so durch den Kopf gehen. Anschließend sind wir aufgefordert in Kleingruppen zu diesem Thema zu sprechen. 8 Minuten Zeit haben wir. Wie immer mache ich bei meinem Vortrag eine Punktlandung, bin22 sec. vor Ablauf der Zeit fertig. Ich kann Zeit fühlen….Die beiden Frauen in meiner Gruppe haben einen komplett anderen Lebensweg als ich bislang gehabt und trotzdem entsteht ein Gefühl von Verbundenheit. Wir teilen unsere Erfahrungen, die Höhen und die Tiefen, stellen fest, dass wir alle es bis hier her geschafft haben, unsere unterschiedlichen Leben unbeschadet zu wuppen. Großartig. Ein Gefühl von Frieden und Gelassenheit bereitet sich aus. Ich denke: „Was kann einem schon passieren, wenn man darüber spricht?“

Bedingungslose Liebe

Gespräch mit meiner Tochter am Wochenende. Wir unterhalten uns über Eheleben. Wie das ist, verheiratet zu sein. Und dann taucht sie auf die Frage: „Bedingungslose Liebe? Geht das in einer Ehe?

Ja, geht das? Wenn ich mich so umschaue, offensichtlich nicht. Ich erlebe die Menschen als fordernd in ihren Beziehungen.  Wenn er er/sie nicht das und das macht, sich nicht genau auf die erwartete Art und Weise verhält dann gibt es Ärger oder sogar den Abbruch der Beziehung. Tenor: „Das geht ja wohl gar nicht. Der meint wohl….“

Ich bin dann immer ein bisschen irritiert, denn jeder der Partner hat seine besonderen Eigenheiten, seine speziellen Macken, die zu dem einen oder anderen Verhalten führen. Und zu meinen, ich kann nur dann glücklich sein, wenn der Partner meine Bedürfnisse immer und ständig erfüllt, macht Beziehung schwierig oder sogar unmöglich. Erst dann, wenn ich den Partner nicht mehr brauche für mein eigenes Glück, bin ich in der Lage eine gute Beziehung zu führen. Dann ist da dieser Mensch, dem mein Herz gehört, mein Lieblingsmensch und ich bin breit mich um ihn zu kümmern, für ihn sorgen. Auf meine Art und Weise. Ich bin frei von der Erwartung, dass er es auf genau die gleiche Weise tut.  Ich kann unsere Verbindung sehen, unabhängig von dem, was gerade im Außen passiert.

Ist das bedingungslose Liebe? Vielleicht….

Missverständnisse

Manchmal gibt es diese Begegnungen, die von Anfang an schieflaufen. Schon beim ersten Kontakt hakt es. Es kommt zu Missverständnissen, erforderliche Arbeitsschritte, die sonst geschmeidig laufen, werden nicht wünschenswert erledigt, beide Seiten sind verärgert. Handelt es sich um eine Arbeitsbeziehung fühlen sich beide Seiten verpflichtet, weiter zu „kämpfen“. Ja, irgendwie entwickeln sich die Beziehung zum Kampf. Mir geht es dann immer so, dass ich schon Bauchschmerzen habe, wenn ein neuer Auftrag bevorsteht, mir besonders viel Mühe gebe, die Anforderungen zu erfüllen. Trotzdem weiß ich eigentlich schon vorher, dass es wieder schief gehen wird, dass mir gerade in diesen Fällen meine eigenen Unzulänglichkeiten ein Bein stellen. Eigentlich wäre es eine gute Idee, das ganze abzublasen, es zu lassen. Zu sagen: „Wir beide nicht!“ Rückgrat ist gefragt, zu sich selbst und seinen Fehlern und Ansprüchen zu stehen. Klarheit schaffen und den Kriegsschauplatz verlassen, tut beiden gut…

Esoterik

Ein guter Freund hat mir einen Link zu einer Sendung bei Deutschlandfunkkultur zugeschickt. In dieser Sendung versuchen die Sozialpsychologin Pia Lamberty und die Politikwissenschaftlerin Katharina Nocun eine Bresche in die Gedankenwelt der Esoterik zu schlagen, wie es dort wörtlich heißt. So gehören nach ihrer Ansicht zum Beispiel Globulis in den Instrumentenkoffer der Esoterik und sind natürlich lediglich Placebos. Darüber könnten wir jetzt stundenlang streiten und vermutlich nie zu einem Ergebnis kommen, denn Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen, können sich halt einfach nicht verstehen. Viel schlimmer finde ich, dass in dieser Sendung so ziemlich alles, was es an Blödsinn in der Esoterikszene gibt, herangezogen wird, um den Beweis anzutreten, dass das natürlich alles Schwachsinn ist. Komischerweise werden solche Überlegungen hinsichtlich der Wissenschaft nicht angestellt. Da nimmt man es klaglos hin, dass eine Studie zu dem Ergebnis kommt, dass Eier umso größer sind, je gelber der Schnabel der Stockente ist. Was für eine Erkenntnis! Natürlich wird in dieser Sendung die Esoterikszene in Verbindung mit rechtem Gedankengut gebracht. Im Moment ja ein allseits beliebtes Argument. Im übrigen verfolgen Hirnforscher aktuell die selben Spuren wie Mystiker, Budhhisten und Psychodelika- Experten. Scheint an den Autorinnen der Sendung vorbei gegangen zu sein.

An keiner Stelle findet eine ernsthafte Auseinandersetzung mit ungewöhnlichen Erfahrungen statt. Ich vermute, die beiden Autorinnen haben auch nie solche Erfahrungen gemacht und sind daher in meinen Augen eher nicht qualifiziert über dieses Thema zu sprechen. Ich finde solche Beiträge immer gruselig und wünsche mir auch von wissenschaftlich orientierten Menschen, die Bereitschaft Dinge zu akzeptieren, die außerhalb ihrer Erfahrungswelt liegen. Sie erwarten schließlich auch, dass ihre Haltung akzeptiert wird.

Und ich wünsche mit weise Lehrer, die uns an die Hand nehmen und uns die Dinge lehren, die es auch noch zwischen Himmel und Erde, von denen Wissenschaft aber keine Ahnung hat. Und wie sagte doch Ken Wilber so schön: „Alles was es auf der Welt gibt, ist ein bisschen richtig, sonst wäre es nicht da!“

Inklusion?

Inklusion, an vielen Stellen ein Thema. Es werden große Reden geschwungen, weise Vorschläge gemacht. Und dann, ja dann erlebt man als Mensch mit Einschränkungen einfach mal den Alltag. Kinobesuch mit Ehemann im Rollstuhl. Die Auskunft vorher lautet, ja, wir haben Plätze für Rollstuhlfahrer. Wir werden abgeholt am Kinoeingang, einen langen Gang entlanggeführt, zum Platz gebracht. Zu diesem Platz, der direkt vorne vor der Leinwand ist. Mit verschlägt es die Sprache. Ich fühle mich beleidigt, abgeschoben. Es handelt sich um ein frisch renoviertes Kino, die Sitz vom Feinsten, alles neu und dann so was. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Ich denke mir, wie einfach wäre es statt Stufen zu den Plätzen, eine Rampe gebaut zu haben und in jeder 5. Reihe 2 Sitze wegzulassen und so wählbare Plätze für Rollifahrer zu schaffen. Ja eigentlich würden einfach nur diese Plätze reichen, denn die Stufen sind so groß und breit, dass man sie auch mit Rolli bewältigen kann. Aber da hätte jemand dran denken müssen. War offensichtlich nicht der Fall.

Das gleich galt für die Behindertentoilette, großer Hinweis im Vorraum und dann war sie nicht aufzufinden. Erst als ich zur Toilette ging, habe ich entdeckt, dass sie sich in der Damentoilette versteckte. Wie bitte soll ein einzelner Mann das entdecken und vielleicht ist es ihm unangenehm zur Damentoilette zu gehen. Schon wieder nicht mitgedacht. So überhaupt gar nicht mitgedacht.

Ich habe das Kino angeschrieben und meinen Ärger zum Ausdruck gebracht. Es sind jetzt mehrere Tage vergangen, glaubt bloß nicht, dass es eine Antwort gab!

Ganz ehrlich?  Nie wieder Hale of Fame in Osnabrück.

Vertrauen

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Wir alle kennen diesen Spruch. Was wäre, wenn wir ihn einfach umdrehen würden. Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser!

Kontrolle ist in erster Linie mit Anstrengung verbunden. Ich muss hinschauen, überprüfen, muss stets wachsam sein. Vertraue ich, gebe ich die Verantwortung ab, kann mich entspannt zurücklehnen und abwarten. Ja, wer kontrollieren will, ist nicht in der Lage Verantwortung abzugeben. Hält sich selbst für das Maß aller Dinge, glaubt nur selbst alles im Griff zu haben.

Menschen die Vertrauen, glauben, dass auch andere Verantwortung übernehmen können. Trauen den anderen zu, Dinge gut oder vielleicht sogar besser erledigen zu können als man selbst. Die Fähigkeit anderen vertrauen zu können, hat viel mit der Fähigkeit sich selbst zu vertrauen zu tun. Wenn wir uns selbst vertrauen, haben wir das (Selbst-)Vertrauen, unser Leben auch in Zukunft zu meistern. Mit diesem Vertrauen gehen wir erheblich gelassener durch die Welt. Die Überzeugung, ich kann – komme was wolle! – damit fertig werden, hilft sehr, anderen zu vertrauen.

Wenn also der Zwang alles kontrollieren zu wollen viel mit fehlendem Selbstvertrauen zu tun, dann dürfen wohl eine Reihe von Menschen über das eigene Selbstvertrauen nachdenken. Vertraut ihr euch?

Gruppen

Gruppendynamik wird definiert als die wechselseitige Beeinflussung der Mitglieder einer Gruppe oder zwischen Gruppen, die zu einer Veränderung der Prozesse und Strukturen einer oder mehrerer Gruppen führt. Anders gesagt: „Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile!“ So lautet ein berühmter Gedanke des Gestaltpsychologen Max Wertheimer. Das hört sich erstmal nicht besorgniserregend an und doch kann es passieren, dass Menschen sich Gruppenprozessen anpassen und unüberlegt Dinge tun, die sie alleine niemals tun würden. Es ist nicht leicht in einer Gruppe Stopp zu sagen, wenn alle gerade begeistert in eine Richtung laufen.

Ich selbst bin da immer sehr kritisch, mag es nicht von Gruppen vereinnahmt zu werden. Da geht so weit, dass ich mich so manches Mal dabei erwische in einem Moment, in dem man im Kreis sitzt, plötzlich mit meinem Stuhl einen Meter aus dem Kreis herauszurutschen. Körperlich Distanz herzustellen. In der Beobachterrolle zu bleiben ist mir wichtig. Nicht Gefahr zu laufen unbedacht manipuliert zu werden. Das hat nichts mit der Bereitschaft zu tun, gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten, nichts mit der Fähigkeit, sich anzupassen und in den Dienst der Sache zu stellen.

Aber es hat etwas mit Unabhängigkeit zu tun, damit zu tun, die eigene Identität nicht an eine soziale Gruppe zu koppeln. Es hat mit dem Wissen zu tun, gemeinsam einem größeren Ganzen anzugehören. Etwas das gößer und umfassender ist als die Dynamiken der Gruppe.

Bedürfnisse

Freundschaft, ein immer wieder interessantes Thema. Freunde kommen und gehen, begleiten uns über einen gewissen Zeitraum unseres Lebens und verschwinden dann wieder in der Versenkung. Warum verschwinden sie? Die Gemeinsamkeiten haben sich verflüchtigt, die Treffen langweilen nur noch, es gibt unterschiedliche Ansichten zu den verschiedensten Themen, man ärgert sich über den jeweils anderen. Was und wieviel kann Freundschaft aushalten? Freundschaft ist allzu oft mit Erwartungen verbunden. Der andere soll die eigenen Bedürfnisse erfüllen, soll die eigene Meinung teilen. Warum eigentlich?  Wenn ich eine klare Haltung, Meinung zu etwas habe, ist es doch eigentlich egal, was der Freund oder die Freundin darüber denken. Im Gegenteil, nur wenn man unterschiedlicher Meinung ist, kann man spannende Gespräche führen. Die Sichtweise des anderen kennen und schätzen lernen. Horizonterweiterung nennt man das. Habe ich mich allerdings festgefahren in meiner Meinung, kann keinerlei abweichende Stellungnahme ertragen dann, ja dann muss ich die Freundschaft zu meiner eigenen Sicherheit beenden. Wir alles sind gut beraten, uns über unsere eigenen Bedürfnisse klar zu werden und zu lernen selbst für diese Bedürfnisse zu sorgen, denn dann müssen nicht durch Freund, Freundinnen, Partner oder Partnerinnen erfüllt werden.

Lernhaus

Ich beteilige mich aktuell am Lernhaus in Osnabrück. Ein Jahr lang treffen sich einmal im Monat bildungsinteressierte Frauen verschiedener Religionen und Kulturen und tauschen sich über ihre Lebensgeschichten aus. Das Ziel ist zu lernen, gewaltfrei und auf Augenhöhe, mit Respekt und Empathie zu kommunizieren. Am Ende sind die Frauen als Kulturmittlerinnen zertifiziert.

Bei einem der ersten Treffen ging es um Biographiearbeit. Wir waren aufgefordert in einer kleinen Gruppe aus unserer Kindheit zu erzählen. In meiner Gruppe war eine Frau aus Syrien, die über das Leben in Großfamilie berichtete, wie es war mit den geliebten Großeltern im gleichen Dorf zu wohnen. Sie jederzeit besuchen zu können. Ein glückliches Leben vor dem Ausbruch dieses Krieges. Mit wurde an dieser Stelle bewusst, dass dieser Krieg, ihr nicht nur die Heimat genommen hat, was schlimm genug ist, sondern auch diesen wunderbaren Zusammenhalt in Großfamilie. Nach ihrer Aussage haben die 9 Geschwister immer noch intensiven Kontakt, aber es ist sicher nicht mehr so wie damals im Dorf. Die allgemeinen Nachrichten, die uns erreichen, bekommen auf diese Weise ein individuelles, prägendes Gesicht. Erlebte Geschichte wird für den Außenstehenden lebendig. So funktioniert Verständigung.

Nochmal Maske

Eigentlich wollte ich ja nicht mehr über das unsägliche C schreiben. Aber es gibt immer wieder Momente, die mich am Verstand der Menschen zweifeln lassen. Heute im Edeka, ein junger Vater mit seiner ca. 12-jährigen Tochter, beide mit Maske. Okay, es gibt es bei uns immer noch Menschen, die Maske tragen, ist ja ihre Entscheidung. In Holland hae ich gerade erlebt, dass es auch ohne geht. Aber ein Kind mit Maske ??? Ich möchte den Vater schütteln und ihn fragen, ob ihm eigentlich nicht klar ist, dass tragen einer Maske der Seele des Kindes und seinem Körper schadet? So was nennt man eigentlich Kindesmisshandlung. Das war es von Anfang an und das wird es auch bleiben. Ein Kind zu veranlassen, sein Gesicht zu verhüllen, geht gar nicht. Mal abgesehen davon, dass es inzwischen genug Studien gibt, die zeigen, dass das ganze Maske tragen sowieso zu keiner signifikanten Verbesserung geführt hat. Also? Was soll das?  Ich stehe und überlege kurz, ob ich anspreche und dann lasse ich es. Ich weiß, dass es keinen Zweck hat. Er ist halt im anderen Film. Schade.

Begabung II