Der 60. Geburtstag einer Freundin, große Runde am Tisch. Ich treffe zum ersten Mal Menschen mit denen die einzige Gemeinsamkeit das Geburtstagskind ist.
Ein Mann in der Runde zieht die Aufmerksamkeit mit Bemerkungen auf sich, die er augenscheinlich für boshaft und interessant hält. Ich bin ein wenig irritiert, denn in seinen Augen fehlt das
Glitzern, das normalerweise solche Bemerkungen begleitet.
Es entspinnt sich mit den am Tisch anwesenden Ärzten eine Gespräch über das Krankenkassensystem. Es wird lebhaft diskutiert, dieser Mann wirft immer wieder energisch vorgetragene Behauptungen wie
„ Es gibt eben nur einen Kuchen, der verteilt werden kann!“ in den Raum aber er diskutiert nicht wirklich. Diskussion, das beruht auf dem lat. „discutere“ und bedeutet untersuchen,
erörtern, besprechend erwägen. Von Erwägen kann hier nicht die Rede sein, denn er ist in seiner Meinung unerschütterlich und augenscheinlich nicht bereit auch nur einen winzigen anderen Gedanken
zuzulassen. Ich liebe Diskussionen und gerate dabei sogar manchmal in eine Situation in der mein Temperament dominiert. Hier nicht, im Gegenteil, ich werde innerlich ruhiger und ruhiger, wie
erstarrt, meine Schlagfertigkeit, meine Denken, dass eigentlich immer ein neues Argument findet, scheint mich zu verlassen. So, als würde ich von der inneren Haltung dieses Mannes erfasst. Starr
und ohne Variationsmöglichkeit. Erstaunt registriere ich diesen „Anfall“ und weiß, ja so geht es einem, wenn man hochsensitiv ist, dann springen die Spiegelneurone besonders schnell und besonders
intensiv an.
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