Da erzählt mir eine Freundin von einer Begegnung mit einer Person, die in der Corona Zeit den Kontakt zu ihr komplett abgebrochen hatte. Abgebrochen, weil die Freundin Dinge kritisch hinterfragte und nicht immer der allgemein herrschenden Meinung folgte. Diese Person erklärte ihr nun, dass sie den Kontakt abgebrochen hat, weil sie gut für sich sorgen wollte. Sie arbeitet im pflegerischen Bereich und jeder Zweifel hätte sie verunsichert. Diese Verunsicherung hätte ihr nicht gut getan. Die Freundin kommentierte das mit dem Satz: „Das ist doch richtig mutig, Für sich einzustehen.“ Mich beschäftigt dieser Kommentar ziemlich. Ist das wirklich mutig? Ich kann das nicht so sehen. Im Gegenteil, ich finde es ziemlich feige, sich dem Zweifel zu entziehen. Feige in seiner eigenen Komfortzone zu bleiben und bloß das eigene Handeln nicht in Frage zu stellen. Als Zwillingsnaturell gehört zweifeln für mich zu den Selbstverständlichkeiten, mit denen ich lernen muss umzugehen, denen ich aber niemals ausweichen sollte. Ja, ein Leben ohne Zweifel ist nicht vorstellbar für mich. Die Freundin ist vollständig im Reinen mit der Äußerung dieses Menschen, mir wäre das schwer gefallen.
Da habe ich per Zufall ein Waldbad in unserer Nähe entdeckt. Auf der Suche nach Freibädern, die noch geöffnet sind, bin ich dort gelandet und bin total begeistert. Dieses Bad liegt im zwischen hohen Bäumen am Rande eines Waldes, hat ein riesiges Becken. Ich habe eine Viertelstunde gebraucht um einmal am Rand um das Becken herum zu schwimmen. Natürlich ist das Wasser nicht klar, Blätter schwimmen drin herum, ab und zu berühren rankende Pflanzen den Körper, Natur eben. Beim Schwimmen hatte ich das gleiche Glücksgefühl, dass ich vom Schwimmen in schwedischen Seen kenne. Wunderbar. Ich habe es bis zum letzten Tag, an dem das Freibad geöffnet war, ausgekostet und werde es nächstes Jahr wieder tun.
Es gibt immer wieder diese Momente im Freibad, die mich erstaunt zurücklassen. Da sind einerseits diese Schwimmer, die stur wie ein Muli ihre Bahnen ziehen, ohne Rücksicht auf Verluste. Da schwimmt einer rückwärts, sie schwimmen vorwärts, sehen den Rückenschwimmer kommen und weichen keinen Millimeter von ihrer Spur ab, obwohl genug Platz dafür wäre. Und andererseits sind da die Verpeilten, die völlig in ihrem Film durchs Becken trudeln. Spricht man sie darauf an, dass sie gerade mal wieder die eigene Bahn kreuzen, kommt ein entrüstet. „Hat ihr etwas jeder seine eigene Bahn?“. Ja Schätzchen eigentlich folgen die Dauerschwimmer immer einer festen Bahn, es sei denn es ist so voll, dass alle Slalom schwimmen müssen.
Mir fällt auf, dass die Sturen unglaublich verbiestert ins Wetter gucken, wenn sie das Wasser verlassen, sieht man ihrer Körperhaltung eine gewisse Überheblichkeit an. Der obere Brustkorb wird vorgeschoben, wenn wundert das. Irgendwie hab ich trotz des Ärgers über ihr Verhalten auch ein bisschen Mitleid mit ihnen und denke: „Ach ihr Armen, wovor meint ihr eigentlich euch schützen zu müssen. Bleibt doch mal locker!“ Eigentlich sollte das Freibad doch ein Ort sein, an dem alle sich entspannen….
Da geh ich mit meinem Mann im vertrauten Schlosspark spazieren. Ein bisschen eine andere Runde als normalerweise und da sehe ich plötzlich dieses Schild, das dazu auffordert, barfuß durch den Park zu gehen. Mir als Barfuß Frau muss man das nicht 2x sagen. Da ich gerade durch das Kneipp Becken gegangen bin, habe ich die Schuhe sowieso und lasse sie gleich aus. Ich gehe barfuß nach Hause. Ich liebe das, trau mich aber oft nicht, es einfach so tun. Dieses Schild hat mir irgendwie die Erlaubnis gegeben, es einfach mal zu machen. Verrückt, oder? Warum brauche ich solch eine Erlaubnis?
Die wunderbare Martina Trimpin (www. glueckseelichkeiten.de) hat sich entschlossen, jeden Tag ein kurzes Video auf Facebook zu posten., Videos, in denen sie die Welt an den Erkenntnissen teilhaben lässt, die sie im Laufe ihres Lebens gesammelt hat. Es geht vor allem darum, wie wir alle mit unserer eigenen Energie umgehen könne, welche Energiefelder wir betreten und welche wir lieber meiden sollten. Sie ist die Bilderfrau, deshalb gelingen ihr auch so wundervolle Zeichnungen. Ihr Bild dazu: Da fliegen draußen vor dem Fenster Müllsäcke herum und ich kann entscheiden, ob ich das Fenster öffne und die Säcke hineinlasse oder ob ich es geschlossen halte. Mich hat dieses Bild begeistert, macht es doch so schön anschaulich klar, was wir im Alltag viel zu oft tun. Den Müll anderer Leute in unser Leben einladen. Das müssen wir nicht tun, denkt rechtzeitig daran.
Immer gibt es Menschen, die darüber sprechen, dass die Seele verletzt wurde. Ich frage mich dann jedes Mal: „Kann das wirklich passieren, dass die Seele von einer Person verletzt wird?“ Wenn unsere Seele unser Bewusstsein ist, der göttliche Kern, der in uns steckt, kann dann dieser Teil von irdischen Dingen berührt werden? Kann er im alltäglichen menschlichen Sinne wirklich verletzt werden? Ist es nicht viel mehr so, dass dieser Teil durch unsere verschiedenen Leben hindurch unversehrt bleibt, unsere unantastbare Verbindung zum Göttlichen ist und bleibt? Der Ort in uns ist, an dem wir uns ausruhen können, dem Alltagstrubel entfliehen können. Ich kenne diesen Ort in mir, kann ihn oft, nicht immer, innerlich erreichen. Dort ist es ruhig, warm und friedlich, egal, was im Außen gerade um mich herumtobt. Diesen Ort kann nichts und niemand erreichen oder gar verletzten. Kennt ihr diesen Ort auch?
Ich gucke gemeinsam mit der 5-jährigen einen Kinderfilm. Mit einem Mal fragt das Kind im Film seinen Vater. „Papa, sag mal, wo kommen eigentlich die kleinen Kinder her?“ Ich warte gespannt auf die Antwort, bevor diese kommt, seufzt das Kind an meiner Seite und sagt: “Was ist das denn für eine Frage?“. Erstaunt frage ich sie, was sie denn damit meint. Und dann kommt die Antwort, ein bisschen wie in Trance. Diese Antwort lässt mich verblüfft zurück. „Wir sind doch alle vom Stern gefallen!“
Was für eine Antwort, spürbar nicht diskutierbar. Ich sitze neben diesem Kind und denke „Na, wenn das so ist…..“
Da gibt es diese Frau, selbstbewusst, ein bisschen auf Krawall gebürstet. Immer bereit echte oder vermeintliche Ungerechtigkeiten zu bekämpfen. Manchmal verstrickt sie sich dabei in Kämpfe, die eigentlich überflüssig sind, weil sie zu keiner Lösung führen. Aktuell beobachtet sie wachsam das Weltgeschehen, liest sich in alternative Medien ein und wittert überall Verschwörung und Einschränkungen der individuellen Freiheit, die es natürlich zu bekämpfen gilt. Ihr Name ist fester Bestandteil sämtlicher Petitionen, die in diese Richtung laufen. Äußert man an der einen oder anderen Stelle Verständnis für die initiierten Aktionen, kommt sofort energischer Protest. So weit so gut. Es ist ihre Entscheidung diesen Weg zu gehen. Ich frage mich allerdings immer häufiger, ob ihr der eingeschlagene Weg eigentlich guttut. Permanent im Widerstand, in Anspannung zu sein, kann nicht gesund sein.
Klar gibt es da draußen in der Welt Dinge, die mir nicht gefallen, überhaupt nicht gefallen. An vielen Stellen ist mein Einfluss auf den Lauf der Dinge aber sehr sehr eingeschränkt. Macht es dann Sinn, sich im Widerstand zu verlieren? Ist das wirklich meine Aufgabe?
Ist meine Aufgabe nicht viel mehr, in meinem direkten Umfeld dafür zu sorgen, dass die Dinge gut laufen, Freundlichkeit, Harmonie und Liebe das Geschehen bestimmen? Ich glaube fest daran, dass diese Aktionen im Kleinen wirken, wie ein Stein, den man ins Wasser wirft, der dann seine Kreise zieht. Ich weigere mich dem Negativen so viel Aufmerksamkeit zu schenken, ich schenke es lieber dem Positiven, das es auch gibt in dieser verrückten Welt.
Aus irgendeinem Grund habe ich mich in dieser Woche an eine Situation erinnert, die 35 Jahre zurück liegt. Ich wollte unser erstes Kind im Kindergarten anmelden. Habe die Räumlichkeiten betreten und die erste Person, die mir über den Weg lief, gefragt, wo ich denn das Kind anmelden könne. Sie verschwand hinter einer Tür und ich hörte sie sagen: „Da ist eine Mutter im Flur“. Im selben Moment rutschte mir das Herz in die Hose, mir wurde ganz merkwürdig. Das Bewusstsein, ab jetzt „nur noch“ die Mutter im Flur zu sein, nicht mehr unmittelbar dabei zu sein, erfasst mich mit voller Wucht. Ja, die „Mutter im Flur“ bin ich dann bis heute geblieben, ja, wahrscheinlich inzwischen eher die Mutter draußen vor dem Haus und das ist gut so, denn der kleine Junge von damals schafft es heute mit 38 Jahren gut, alleine für sich zu sorgen.
Ich war immer die Schülerin, die es in den Fächern Sport und Musik zu keinem positiven Ergebnis gebracht hat. Beim Wählen einer Mannschaft, blieb ich bis zum Schluss übrig und wurde zähneknirschend akzeptiert. Lange träumte ich davon irgendwann mal eine Urkunde bei den Bundesjugendspielen zu bekommen, anstrengen tat ich mich schließlich genug. In meinem Kopf spukte die Idee, dass die sportlichen beliebt waren, zum Kern des Geschehens gehörten. Ich wähnte mich mit einer Urkunde diesem Ziel ein bisschen näher. Das Wunder geschah, eines Tages bekam ich eine Siegerurkunde, gerade so mit 41 Punkten. 40 brauchte man. Ich stand neben der Person, die die Punkte zusammenrechnete und das Ergebnis verkündete. Ein Blick auf ihren Zettel und ich erfasste sofort, dass sie sich verrechnet hatten, um 3 Punkte. Schnell rechnen konnte ich im Gegensatz zu schnell laufen nämlich richtig gut. Ich verrate es euch, ich hielt die Klappe und dachte mir: „Selber Schuld, wenn ihr nicht rechnen könnt…“ Es minderte meinen Stolz ein bisschen, aber verzichten wollte ich auch nicht. Ganz ehrlich, die Urkunde besitze ich heute noch.
Eine Gruppe von Frauen, plötzlich gibt es Stress. Stress, weil eine Teilnehmerin sich durch eine Äußerung verletzt fühlt. Wir haben zum Thema „Frausein“ gearbeitet und es fiel die Äußerung „Eine richtige Frau hat Kinder“. Okay, der Satz ist vielleicht ein bisschen hart, etwas sehr schlicht gestrickt, aber eigentlich, gibt er nur die Meinung einer Person wieder. Die kann man teilen oder eben nicht teilen. Im Sinne von gegenseitigem Respekt darf man ihn einfach unkommentiert stehen lassen. Nicht so diese Teilnehmerin, sie mach ein Fass auf. Spricht über verletzende Äußerungen und gegenseitigen Respekt, den sie spannenderweise, der anderen Person gerade nicht entgegenbringt. Alles sind betroffen und bekunden Verständnis, nur eine andere Teilnehmerin spricht über genau diesen gegenseitigen Respekt und dass sie den gerade ein bisschen vermisst. Die gekränkte Teilnehmerin taucht erst beim übernächsten Mal wieder auf und kommt daher wie der Vorwurf in Person. Ich betrete den Raum, sehe sie und spüre ihren Ärger. Sie berichtet dann irgendwann im Laufe des Abends, dass sie über diese Äußerung in eine Krise geraten sei, wobei das nicht nur durch die Äußerung geschehen sei. Ihre Bemerkung: „Vorher ging es mir gut und jetzt bin ich in einer Krise. Aber es ist egal, ich will euch damit nicht belasten.“ Wieder gehen alle auf sie ein und bekunden Mitgefühl und es fühlt sich falsch an. Ich sitze da und würde am liebsten sagen „Stopp! Du hast ein Problem, das durch diesen Satz deutlich wurde. Sei dankbar, dass du die Chance bekommen hast, hinzugucken. Wenn du uns nicht damit belasten willst, dann stell deine Vorwurfshaltung ein und benimm dich normal. So glaube ich dir nicht, dass du uns nicht damit konfrontieren willst.“ Leider traue ich mich nicht genau das zu sagen. Ich halte den Mund und schlucke meinen Ärger herunter. Vielleicht gibt es demnächst eine Gelegenheit mal Tacheles zu reden, nötig wäre es.
Wir hatten den letzten Abend unseres Lernhaus Projektes. Wir alle waren aufgefordert, eine Präsentation zu machen. Spannend welche unterschiedlichen Ideen an dem Abend gezeigt wurden. Auf wie viel verschiedene Arten man sich dem Thema nähern kann. Da gab es die Frau, die alle Vornamen genutzt hat und aus den Buchstaben passende Sätze zum Projekt formuliert hat, und da war die Frau, die uns alle animiert hat, ein gemeinsames Spiel zu spielen, bei dem es auf Zusammenarbeit ankam. Eine andere hat den Weg, den wir gemeinsam gegangen sind zu einer Collage verarbeitet. Besonders beeindruckt haben mich die Frauen, die noch nicht soo gut Deutsch sprechen. Sie wurden von ihrer Deutschlehrerin, die auch teilgenommen hat, animiert teilzunehmen, mussten erst einen inneren Widerstand überwinden, um sich zu trauen. Aber sie haben es gewagt und waren jetzt unendlich dankbar und glücklich über die Kontakte, die sie knüpfen konnten, über das, was sie gelernt haben. Spannenderweise sprachen sie länger als alle anderen. Es war sehr berührend diese Dankbarkeit zu sehen und spüren. Es hat mir noch einmal deutlich gemacht von welch unterschiedlichen Punkten wir alle gestartet sind und wie toll es ist, dass wir alle gemeinsam angekommen sind.
Es ist mal wieder so weit. Ich begegne einem Menschen, der einfach die Kommunikation einstellt, nicht mehr reagiert. Ganz ehrlich, für mich fühlen sich solche Aktionen jedes Mal wie Höchststrafe an. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll, wie ich damit umgehen kann. Kommunikation ist für mich „über“lebenswichtig, ist quasi Lebenselixier. Ja, ich weiß, man kann nicht nicht kommunizieren. Auch die Weigerung zu sprechen ist eine Form von Kommunikation, in meinen Augen aber eine ganz ganz schlechte. Mein schweigsamer ältester Sohn würde wahrscheinlich mit den Schultern zucken und es einfach hinnehmen ohne große Probleme. Ich kann das nicht. Ich beginne zu grübeln, was los ist, ob ich etwas falsch gemacht habe und wenn ja, warum der Betroffene nicht mit mir darüber redet. Versuche meine Wut im Zaum zu halten. Mein Mann hat mich schon einmal darauf hingewiesen, dass Menschen nicht mit mir kommunizieren wollen, weil sie sich keine Chance ausrechnen, dann zu bestehen. Ich wäre einfach zu kommunikationsstark. Mag sein, trotzdem kein Grund, das Reden einzustellen. Bei der aktuell betroffenen Person weiß ich, dass er aus einer Familie kommt, in der bei Problemen einfach geschwiegen wurde. Das erklärt seine Reaktion, macht es für mich aber nicht einfacher. Letztlich zwingt der Schweigende dem Kommunizierenden sein Muster auf. Egal ob kommunikationsstark oder nicht der Schweiger gewinnt – immer!
Diese Woche habe ich mit einem Ivorer geschrieben. Mit einem Mal kam als Antwort das Wort „lärmlos“. Auf meine Nachfrage, was er denn damit meine, erhielt ich die Antwort: „Cool“. Mein Hinweis, dass es dieses Wort so im Deutschen nicht gäbe, führte zu der Erklärung, dass sie in der Gruppe Deutsch sprechender Studenten neue Wörter erfinden würden, offensichtlich begeisterst von der Möglichkeit Wörter zusammen zu setzen, die es im Deutschen gibt. Ich habe mir den Hinweis erlaubt, dass sie dann aber in Deutschland vermutlich nicht verstanden werden, das schien aber nicht wichtig zu sein. Ich fand es eine spannende, kreative Idee, sich mit einer Sprache auseinander zu setzten. Ungewöhnlich zwar, aber bestimmt hilfreich, um in die Tiefen der Sprache einzutauchen.
Gospelworkshop, ca. 80 Menschen kommen zusammen, um gemeinsam zu singen, Kontakt aufzunehmen. In den Pausen wird gequatscht, jeder mit jedem, nur der Mann im Rollstuhl wird außen vorgelassen. Kommt er zu einer Gruppe, verstummt das Gespräch. Was ist das? Irgendwann findet sich dann doch noch jemand, der ein Gespräch mit ihm beginnt. Im Laufe des Gesprächs kommt heraus, dass der Sohn dieses Mannes aufgrund eines Hirntumors im Säuglingsalter behindert ist. Er hat also offensichtlich keine Berührungsängste vor Menschen mit Handicap. Die anderen anscheinend schon. Irgendwie ist es das übliche Inklusionsthema. Alle sind freundlich, hilfsbereit, wenn es nötig ist, aber sich einfach normal unterhalten, geht anscheinend nicht. Ich habe aufgehört mich über solche Erlebnisse zu ärgern, wundern tue ich mich allerdings jedes Mal wieder.
Deutschland ist ein Land voller Regeln, Vorschriften und Bestimmungen.
Das ist gut, denn viele Dinge funktionieren damit mehr oder weniger reibungslos.
Das ist schlecht, denn wir verwurschteln zu zunehmen in ein undurchschaubares Netz von Vorschriften und Bestimmungen. Menschen schalten ihren gesunden Menschenverstand aus und handeln nicht mehr spontan im Sinne des gelungenen Miteinanders.
Das Schlimmste an diesem Verhalten ist, dass die von irgendwelchen Regelungen Betroffenen sich hilflos und ohnmächtig fühlen. Entkräften Sie mal das Argument: “Das ist Vorschrift“.
Vor langen Jahren war ich Teilnehmerin einer Konferenz eines Wirtschaftsverlages. Der Geschäftsführer verkündete stolz, dass dieser Verlag mehr als 500.000 Rechtsnormen archiviert hätte. Auf meine Frage: „Und wer glauben Sie, ist auch nur annähernd in der Lage das zu beherrschen“, hat er mich völlig verständnislos angeschaut und verstand es offensichtlich nicht, das irgendjemand das nur mäßig spannend fand.
Wir folgen. ohne es zu hinterfragen der Idee, dass juristische Regelungen das Leben gerechter machen und Zertifizierungen das Leben sicherer machen.
Das tut es nicht. Wie sagte schon Erich Kästner „Leben ist immer lebensgefährlich“ und daran ändert keine Regelung der Welt etwas.
Regeln abzuschaffen ist ein schwieriges Unterfangen, heißt es doch, als ersten Schritt einen neutralen Standpunkt außerhalb des Geschehens ein zunehmen und kritisch die tatsächliche Sinnhaftigkeit der Vorschrift zu überprüfen. Daran scheitern die meisten schon. Im nächsten Schritt bedarf es Mut und Vertrauen, den Mut, etwas aufzugeben und das Vertrauen, dass es auch ohne Regeln funktionieren wird. Ich kenne einen Chef, der sagt: „Ich möchte Mitarbeiter, die sich an Regeln halten und die erkennen, wann sie diese Regeln ignorieren müssen!“
Vertrauen ist das Zauberwort. Was wäre wenn wir unserem Gegenüber vertrauen würden, dem Leben vertrauen würden, uns selbst vertrauen würden? Das ist naiv?
Nein, das ist Stärke - große Stärke!
Spazierengehen mit Rollstuhl. Immer wieder ein Erlebnis. Da ist der abgesenkte Bordstein, super, aber genau an der Stelle parkt ein Auto. Ein Auto, dessen Fahrer nicht mitgedacht hat, keinen Gedanken daran verschwendet hat, dass er Menschen das Leben schwer macht. In diesem Fall gehörte das Auto zu einer Person, die auf der Baustelle nebenan arbeitete. Ich hole dann gerne diese Menschen, mache sie auf den Fehler aufmerksam und ernte ein lapidares: „Entschuldigung, hab ich nicht dran gedacht“ und es ist klar, sie werden es beim nächsten Mal wieder tun.
Ein Stück weiter ist die Kleintierarztpraxis mit Parkplätzen vor der Tür. Diese Parkplätze sind zu kurz für die großen Autos, die dort parken. Sie ragen bis weit auf den Bürgersteig, durchkommen für Kinderwagen und Rollis unmöglich. Was soll das? Diese Fläche kann ich nicht nur als Parkplatz nutzen, wenn ein Auto quer vor dem Haus parkt. Ich glaube ich gehe demnächst mal in die Praxis und fordere sie auf das Problem zu lösen.
Und dann sind da noch die eingezeichneten Parkplätze am Straßenrand. Immer, wenn ein Auto diese Markierung nicht einhält, etwas über dem Rand parkt, passt der Rolli nicht mehr durch. Also, liebe Stadt, bitte Standen am Rand der Markierung anbringen, damit das nicht mehr passieren kann.
Es gibt viel zu tun!
Kurzes Statement im Radio, der Autor spricht darüber, den Blickwinkel auf die Welt zu ändern. Am Ende denkt er über „Grau“ nach und kommt zu dem Schluss, dass Grau doch eigentlich ein pastelliges Schwarz sei. Pastelliges Schwarz, was für ein Begriff. Da trifft Leichtigkeit „Pastellig“ auf Schwere „Schwarz“ und sofort bekommen wir einen anderen Impuls, eine andere Idee von Schwarz. Der Alltag ist also nicht mehr grau, sondern pastellig schwarz und sofort schwingt Leichtigkeit und Hoffnung mit, zaubert ein Lächeln auf die Lippen. Wir sollten vielleicht viel häufiger Wörter benutzen, die im ersten Moment nicht zueinanderpassen. Wie wäre es mit schwingendem Schweigen, gespaltenem Treffen oder vielleicht tanzendem Reden. Möglichkeiten gäbe es viele, wir dürfen das gerne ausprobieren.